Großes Calasanzfest in St. Thekla
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12.12.2024Ende November lud der Generalobere des Piaristenordens, P. Pedro Aguardo SP, die Leiter:innen der sieben anderen Gemeinschaften, die in der Spiritualität des Heiligen Josef Calasanz verwurzelt sind, nach Rom ein, um gemeinsam das 75-jährige Jubiläum der Calasanzischen Familie zu feiern.
Folgende Gemeinschaften sind Teil dieser weltweiten Verbundenheit: Piaristen (Orden der frommen Schulen), Kalasantiner (Kongregation für die christlichen Arbeiter vom Hl. Josef Calasanz), Marienschwestern (Piaristenschwestern), Schwestern der Göttlichen Hirtin (Calasanctian Sisters), Arme Töchter des Hl. Josef von Calasanz (Calasanzian Sisters), die Gesellschaft Mariens (Provolo Institute), das Institut der Christlichen Schulen in Vorselaar und die Kongregation der Schulen der Nächstenliebe (Cavanis-Institut). Höhepunkt des Treffens war eine gemeinsame Audienz bei Papst Franziskus. Hier seine Ansprache zum Nachlesen:
„Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen und herzlich willkommen!
Ich freue mich, mit Ihnen anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Calasanz-Familie zusammenzukommen, die Sie im erzieherischen Charisma des Universalpatrons aller christlichen Volksschulen, des heiligen Josef Calasanz, vereint sind, und auch im Hinblick auf den hundertsten Todestag zweier Ihrer Gründer, des heiligen Faustino Míguez und der seligen Celestina Donati.
Der Herr inspirierte den heiligen Josef Calasanz dazu, sein Leben der Erziehung junger Menschen zu widmen, vor allem der Armen und „Kleinen“, als ihr „Schutzengel“, um den Ausdruck zu verwenden, mit dem er selbst gerne die Aufgabe des Lehrers definierte. „Schutzengel“, das ist schön! Und Sie setzen sein Werk fort, das sich im Laufe der Jahrhunderte auf nicht weniger als vier Kontinente ausgebreitet hat. Ich möchte daher zu diesem freudigen Anlass zwei Aspekte Ihrer Herkunft hervorheben, die ich für Sie und Ihre Zukunft für wichtig halte. Den ersten Aspekt: die mutige Fügsamkeit gegenüber der Vorsehung; den zweiten Aspekt: die Sorge um das ganzheitliche Wachstum der Person.
Erstens: Mutige Fügsamkeit gegenüber der Vorsehung. Ihr Gründer, der aus einer wohlhabenden Familie stammte und wahrscheinlich für eine „kirchliche Laufbahn“ bestimmt war – ein Begriff, der mich abstößt und abgeschafft werden sollte -, der nach Rom kam und über ein gewisses Maß an Berufung verfügte, zögerte nicht, seine Lebenspläne und -aussichten über den Haufen zu werfen, um sich den Straßenkindern zu widmen, die er in der Stadt traf. So sind die Frommen Schulen (Piaristenorden) entstanden: nicht so sehr aufgrund eines vorher festgelegten und garantierten Plans, sondern aufgrund des Mutes eines guten Priesters, der sich auf die Bedürfnisse seines Nächsten einließ, wo der Herr sie ihm vor Augen stellte. Das ist sehr schön, und ich möchte auch Sie einladen, bei Ihren Entscheidungen die gleiche Offenheit und Bereitschaft zu bewahren, ohne zu viel zu kalkulieren, und Ängste und Zögern zu überwinden, besonders angesichts der vielen neuen Nöte unserer Zeit (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 210).
Die neuen Formen von Armut… Es wäre schön, wenn Sie eines Tages in Ihrer Versammlung versuchen würden, zu beschreiben, was die neuen Formen der Armut sind. Scheuen Sie sich nicht, andere Wege zu gehen als in der Vergangenheit, um den Bedürfnissen der Armen gerecht zu werden, auch um den Preis, dass Sie Ihre Pläne überarbeiten und Ihre Erwartungen zurückschrauben müssen. In dieser vertrauensvollen Hingabe liegen eure Wurzeln, und indem ihr ihnen treu bleibt, werdet ihr euer Charisma lebendig halten.
Zweiter Aspekt: die Sorge um die ganzheitliche Entwicklung der Person. Die große Neuheit der frommen Schulen bestand darin, den jungen Armen neben den Glaubenswahrheiten auch die Fächer der allgemeinen Bildung zu vermitteln und dabei die geistige und intellektuelle Bildung zu integrieren, um reife und fähige Erwachsene heranzubilden. Das war damals eine prophetische Entscheidung, die auch heute noch ihre volle Gültigkeit hat. Ich spreche in diesem Zusammenhang gerne von der Einheit der „drei Formen von Intelligenz“ in der Person: die des Verstandes, die des Herzens und die der Hände – Hände sind intelligent! Und so können wir mit unseren Händen tun, was wir fühlen und denken, fühlen, was wir denken und tun, denken, was wir fühlen und tun: die drei Intelligenzen. Heute ist es dringend notwendig, den jungen Menschen zu helfen, eine solche Synthese, eine harmonische Einheit der drei Formen von Intelligenz zu schaffen, eine „Einheit“ in sich selbst und mit den anderen, in einer Welt, die sie immer mehr in Richtung einer Fragmentierung von Fühlen und Denken, und in einen Individualismus in ihren Beziehungen drängt. Und auf „normale“ Beziehungen zu beharren, in denen man einander in die Augen sieht, und nicht auf virtuelle Beziehungen über das Handy.
Ein Bischof erzählte mir, dass seine Cousins ihn eines Sonntags zum Mittagessen in ein Restaurant einluden, und am Nebentisch saß eine Familie: Vater, Mutter, Sohn und Tochter, alle vier mit Handys, sie sprachen nicht miteinander. Der Bischof, der sehr unvorsichtig war, stand auf, ging hinüber und sagte: „Aber Sie sind doch eine nette Familie, warum sprechen Sie mit Ihren Handys? Warum redet ihr nicht miteinander, was viel netter ist?“. Sie hörten ihn, aber schickten ihn dann wieder weg und machten weiter wie zuvor. Das ist schrecklich, ein Mangel an Menschlichkeit. Die drei Formen von Intelligenz. Es ist wichtig, dass die Kinder diese Einheit in sich selbst, mit anderen und mit der Welt herstellen. Der ganzheitliche Erziehungsstil ist ein sehr wichtiges „charismatisches Talent“, das Gott euch anvertraut hat, damit ihr es nach besten Kräften zum Wohle aller einsetzt.
Liebe Freunde, abschließend möchte ich noch einen letzten positiven Aspekt eurer Anwesenheit hier hervorheben: das gemeinsame Gehen. Es ist mir eine große Freude zu sehen, wie Sie alle – Männer und Frauen, geweihte Männer und Frauen, und Laien – im Hören auf den Geist das Bedürfnis verspürt haben, „eine Familie zu bilden“, Ihre Anstrengungen zu vereinen und Ihre Erfahrungen in einem Netzwerk der Liebe zu teilen, um Ihren Brüdern und Schwestern zu dienen (vgl. Apostolische Exhortation „Christus vivit“, 222). Das ist der Stil Jesu (vgl. Mk 3,14-15; Mt 18,20), und es ist auch der Stil der Kirche (vgl. Dogmatische Konstitution „Lumen Gentium“, 7; Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“, 92). Ich danke Ihnen dafür und für alles, was Sie tun. Ich segne Sie von Herzen und bitte Sie, für mich zu beten.“
- Mehrsprachiges Original der Ansprache und weitere Fotos
- P. Generals Salutatio (November) zum Thema Calasanzianische Familie