Allerheiligen: Impuls von Pater Pius Platz SP
31.10.2019Profiltag der Piaristen in Krems: Predigt von Pater Gerald
05.11.2019Warum ist Gott Mensch geworden?
Liebe Brüder und Schwestern,
Während meines Theologiestudiums gab es eine sehr wichtige Frage über Christus: Warum ist Gott Mensch geworden? Ich kann mir vorstellen, dass auch einige von euch sich diese theologische Frage stellen. Der letzte Satz des heutigen Evangeliums gibt uns eine klare und präzise Antwort: „der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“
Diese Antwort, die Jesus gegeben hat, besteht aus zwei Verben: suchen und retten; und eine Beschreibung der menschlichen Situation: was verloren ist.
Jesus stellt sich als derjenige vor, der gekommen ist, um uns zu suchen: Es erinnert uns an die Szene des guten Hirten, der auf der Suche nach seinen verlorenen Schafen ist. Es sei hier angemerkt, dass die Initiative von Gott kommt. Gott schickt seinen Sohn um zu suchen. Das Verb „suchen“ impliziert einerseits eine Anstrengung und andererseits eine Hoffnung. Um zu suchen, muss man körperliche und geistige Anstrengungen unternehmen, um an alle Orte zu gehen, wo der Verlorene sein kann. Wer wirklich sucht, ist beschäftigt und besorgt. Um zu suchen, muss man die Hoffnung haben, den Verlorenen zu finden. Wenn alle Hoffnung verloren ist, suchen wir nicht mehr.
Wenn Jesus sagt, dass er gekommen ist, um zu suchen, müssen wir verstehen, dass er all diese Anstrengungen unternimmt, um uns zu finden. Eine andere Frage kann durchaus gestellt werden: Warum sucht Jesus so sehr nach uns? Leider leben einige Leute die Idee eines „Detektiv“-Polizeigottes, der uns suchen würde, um uns zu bestrafen. Nein! Das ist nicht das, was uns das Evangelium von heute lehrt.
Wir müssen auch verstehen, dass er Hoffnung hat, uns zu finden. Er will uns nicht verlieren. Gott liebt uns so sehr, dass er uns nicht verlieren will. Jesus stellt sich als derjenige dar, der gekommen ist, um zu suchen und zu retten. Das Verb „retten“ bedeutet, jemandem das Leben zurückzugeben, der es selbst nicht schafft. Wenn Jesus sagt, dass er gekommen ist, um zu suchen und zu retten, bedeutet das, dass er nicht hinter uns als „Detektiv“-Polizist steht. Wir können eher sagen, Jesus steht hinter uns wie ein Feuerwehrmann. Er respektiert unsere Freiheit und ist bereit, uns zu retten. Jesus will uns das wirkliche Leben geben. Deshalb kommt er zu uns.
Im heutigen Evangelium ist Zachäus das perfekte Beispiel für die Situation des Verlorenen: Er ist reich, aber klein von Gestalt. Mein Bruder, meine Schwester, in Zachäus können wir unsere entwickelte Welt sehen: reich, aber nicht in der Lage, weit zu sehen.
Unser Reichtum hindert uns daran, die negativen Folgen unserer Entwicklung zu sehen, die dem Klima, der Umwelt und dem Frieden in der Welt schadet. Jesus kommt uns entgegen und lädt uns ein vom Baum herunterzukommen. Jesus lädt sich selbst ein an unserem Lebenstisch, weil er uns retten will. Wenn wir die Begegnung mit Jesus annehmen und die Tür zur Bekehrung öffnet, können auch wir die Worte Jesu hören: „Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.“
Mein Bruder, meine Schwester, Jesus kommt auch Heute während dieser Eucharistie, um dich zu suchen und dich zu retten. Öffne ihm dein Herz, wie Zachäus, und triff jetzt die Entscheidung dich zu bekehren. Zachäus sagte: „Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.“
Was sagst du heute zu Gott? Welche Art von Bekehrung sollst du gegenüber deiner Familie, deinen Kollegen, dem Klima und der Umwelt machen?
Pater Jean de Dieu TAGNE SP